Verena Schmalz

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5 Fragen an Heike Gratzei, Kinderphysiotherapeutin mit eigener Website

Heike ist seit 18 Jahren Kinderphysiotherapeutin, hat selbst 3 Kinder und seit 2020 ihre eigene Praxis in Graz. Außerdem unterrichtet sie an der Fortbildungsakademie für therapeutische Berufe in Linz und macht gerade ihren Master in Neuroorthopädie.

Ich habe Heike ein paar Fragen gestellt:

#1 Wie hast du deine Expertise gefunden?

Während meiner Ausbildung zur Physiotherapeutin habe ich im Laufe mehrerer Praktika erkannt, dass mir die Arbeit in der Neurologie und mit den Kindern besonders Spaß macht. Ich hatte das Glück, dass ich in meiner letzten Praktikumsstelle in Leoben einen guten Eindruck hinterlassen habe und somit dort ins Berufsleben starten durfte.

Das Tolle dort ist die Arbeit im Team und die Führung am Anfang. Man wird nicht ins kalte Wasser geschmissen. Anfangs habe ich viele Kinder mit Haltungsproblemen und orthopädischen Diagnosen therapiert. Ich hatte aber eine Kollegin, die viel mit Kindern mit neurologischen Auffälligkeiten gearbeitet hat. Ich durfte von Anfang an immer wieder zuschauen und sie wurde zu meiner Mentorin.

Von Beginn an habe ich ein besonderes Gespür gemerkt, wenn ich ein Kind zwischen den Händen hatte. Über die Jahre habe ich das weiterentwickelt und sowohl der gute Zugang zu den Babys und Kindern als auch eine empathische Verbindung mit den Eltern bereichern meine Arbeit.

Im schwierigen Situationen, wie bei Schreibabys, Frühgeborenen, nach traumatischen Geburten, darauffolgenden Auffälligkeiten, Beeinträchtigungen erkannte ich wie wichtig-neben den klassischen medizinischen Maßnahmen die Arbeit mit dem Körper, das Spüren, das Ankommen ist. Dass sehr viel von den Familien zurückkam, motivierte mich umso mehr, in diesem Bereich zu arbeiten. Und somit habe ich mich immer weiter von den orthopädischen Krankheitsbildern entfernt.

Besonders gern hab ich auf der Intensivstation gearbeitet, hier kam mir zugute, dass ich ein gewisses Gespür und die nötige Ruhe für die Babys, aber auch die Eltern hatte. Über die Jahre kamen immer wieder neue Anforderungen bei meinen Kindern mit neurologischen Problemen, wie z. B. bei starken Spastiken auf mich zu.

Auf der Suche nach individuellen Lösungen bin ich zur Neuroorthopädie und dem Disability Management gekommen. Die Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen (Orthesenversorgung usw.) ist für mich für eine Gesamtversorgung der Kinder notwendig.

Das jedes Kind etwas eigenes oder Anderes braucht, macht es zu einer Herausforderung, aber bringt auch die Abwechslung und macht Spaß. Ich mache immer wieder Ausbildungen, um mich weiter fortzubilden und mein Wissen zu erweitern.

Manchmal gehe ich auch einen ungewöhnlichen Weg mit den Eltern und das gefällt mir gut.

#2 Hast du eine Website? Und wenn ja, warum oder wie nutzt du sie?

Als ich vor 4 Jahren begonnen habe selbstständig zu arbeiten, konnte ich mir nicht vorstellen jemals öffentlich präsent zu sein.

Verena hatte den Glauben an mich und hat mich in die Sichtbarkeit begleitet.

Sie hat immer wieder gesagt: “Du musst sichtbar sein.”

“Du kannst den Menschen nur helfen, wenn sie dich finden.”

Anfangs hatte ich da noch Scheu und Zweifel, ob das nicht zu aufdringlich ist und ob es nicht zu vermessen ist, mich so öffentlich zu präsentieren. Nachdem ich aber selbst die Erfahrung der Arzt-Suche im Internet gemacht habe, habe ich bemerkt, dass ich es selbst ja auch nutze.

Also habe ich es überdacht, und beschlossen, dass ich es als Chance für mich und die Familien sehe. Mit der Website habe ich eine Möglichkeit gesehen, den Leuten zu zeigen, wer ich als Person bin. Es war mir wichtig, dass es eine persönliche Seite ist und mein Gegenüber gleich merkt, ob es passt oder eben nicht. Oft geht die Therapie über Jahre und da muss auch das Zwischenmenschliche passen.

www.physio-gratzei.com

Das war das erste Mal, dass ich so etwas selbst gemacht habe und in den Jahren bin ich an solchen Aufgaben gewachsen. Inzwischen bin ich sehr stolz, dass ich eine Website habe und dass mich die Leute gut finden können. Ich bekomme auch immer wieder positive Rückmeldungen.

Die Website erleichtert den Menschen, den Weg zur Therapie, denn sie finden dort alle Informationen und sehen gleich, ob es gut passt oder nicht. Bisher habe ich es noch nicht geschafft Blogartikel zu schreiben, aber ich würde das in Zukunft sehr gern machen. Bis dahin mache ich mir immer wieder Notizen zu Themen, die mir und den Eltern wichtig sind und es wird sicher die richtige Zeit dafür kommen.

#3 Mit wem arbeitest du am liebsten?

Am allerliebsten betreue ich Familien von Anfang an.

Das können Kinder mit unterschiedlichen Problematiken sein: z.b. Frühchen, Neugeborene mit neurologischen Diagnosen oder nach traumatischen Geburten, nach Sauerstoffmangel.

“Sorgenbabys” sind bei mir gut aufgehoben, ich mich gut in die Mütter und Väter reinversetzen und für sie da sein. Bei gesunden Neugeborenen, die einfach vielleicht noch nicht so gut im Leben angekommen sind, braucht es oft die ganz einfachen Grundregeln im Handling im Alltag, die am Anfang wichtig sind.

Bei Frühchen spielen dann noch die individuellen begleitenden Schwierigkeiten, wie Trinkprobleme, unkoordinierte Atmung, unausgereifte Organsysteme oder Asymmetrien oft eine Rolle.

Bei den Kindern mit neurologischen Auffälligkeiten, bei denen meist noch nicht sicher ist, wo die Reise hingeht, bin ich von Anfang an für die Eltern da, höre einfach nur zu und unterstütze sie auf ihrem Weg. Ich möchte den Eltern gern zeigen, dass auch eine vermeintlich aussichtslose Situation sich positiv entwickeln kann.

Manchmal ist der Weg nicht einfach und gerade hier möchte ich eine Konstante im Leben der Familie sein.

#4 Wie schaut dein perfekter Tag aus, wenn alles möglich ist?

Für mich als Perfektionistin gibt es den perfekten Tag eigentlich (leider) nicht.

Aber, wenn ich es mir vorstellen darf, dann kann jeder Tag einfach anders sein.

Heute ist für mich der perfekte Tag: Ich geh in die Arbeit, das Mittagessen ist gekocht, ich hole meine Kinder ab und verbringe den Nachmittag mit ihnen.

Morgen ist der perfekte Tag: Ich schlaf mich aus, geh mit dem Hund raus, telefoniere mit Freundinnen, verbringe den Tag in der Stadt bei Kaffee und Kuchen. Vielleicht auf dem Schloßberg.

Am Wochenende wird der perfekte Tag sein, dass ich mit meinen Freunden mit dem Camperin die Natur fahre unter freiem Himmel übernachte.

Der perfekte Tag geht vom Gefühl aus - wichtig ist, dass es mir gut geht, dass es meiner Familie gut geht, dass es meinen Freunden gut geht und dass wir Zeit füreinander haben. Da muss ich mich selbst bei der Nase nehmen, dass ich nicht immer von einem zum nächsten springe und nichts gut genug zu sein scheint.

Ich sollte jeden Tag ein bisschen perfekt für mich machen, sodass ich am Ende des Tages das Gefühl habe: “Ja, das war ein guter Tag.”

#5 Was hat Corona für dich verändert?

Corona hat mich zum einen zur ängstlichsten Person und zum anderen zur mutigsten Person gemacht.

Anfangs habe ich es noch unterschätzt, was da alles auf uns zukommt. Zwei Jungs in der Pubertät, einen in der Volksschule, einen Mann, der beruflich sehr eingespannt ist - so wie ich selbst.

Ich war plötzlich sehr ängstlich und oft überfordert mit allem, was auf mich zukam - wenig Sozialkontakte, wenig Freiheit, die fehlenden Familienkontakte, Sorgen um engste Vertraute, denen es teilweise sehr schlecht ging.

Beruflich war es eine große Herausforderung und mit drei Kindern im Homeschooling war das Pendeln plötzlich eine große Belastung. Während der Phase habe ich mich dazu entschieden, meine geliebte Arbeitsstelle in Leoben zu kündigen und mich komplett selbstständig zu machen.

Viele haben mir davon abgeraten, die vermeintliche Sicherheit in dieser Krisenzeit aufzugeben - andere haben mich bestärkt, meinen Traum zu leben. Ich hatte aber schon immer von meiner eigenen Praxis geträumt, die ich nach meinem Geschmack einrichten kann und diesen Schritt hätte ich ohne Corona vielleicht nicht gewagt.

Jetzt fühle ich mich in meinen Räumen wie zu Hause. Ich entscheide, wann und mit wem ich arbeiten möchte und das allein war den Schritt wert.

Nach wie vor ist Corona, wie für alle Menschen auf der Welt eine Belastung für mich, aber ich versuche positiv zu bleiben und mich und meine Kinder mutig durch diese Zeit zu lotsen

Wo du Heike findest

Website: www.physio-gratzei.at

Facebook-Seite: Kinderphysiotherapie Heike Gratzei

Danke für das Interview liebe Heike!

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